Romanze vom nützlichen Soldaten (Wilhelm Busch)


Romanze vom nützlichen Soldaten

Rieke näht auf der Maschine,
Nischke war bei’s Militär;
Dennoch aber ließ sie ihne
Niemals nahe bei sich her.

»Wozu – fragt sie oft verächtlich –
Wozu nützt mich der Soldat,
Wenn man bloß durch ihn hauptsächlich
So viel hohe Steuern hat??« –

Einstmals ging sie nach dem Holze;
Nischke wollte gerne mit:
Aber nein, partu nicht wollt’ se,
Daß er ihr dahin beglitt.

Plötzlich springt aus das Gebüsche
Auf ihr zu ein alter Strolch:
Stiere Augen, wie die Fische,
Kalte Hände, wie der Molch.

»Runter – schreit er – mit die Kleider,
Denn sie lebt im Überfluß,
Da ich ein Fabrikarbeiter,
Der sich was verdienen muß.«

Weinend fallen Jäck- und Röckchen,
Zitternd löst sich der Turnür,
Nur ein kurzes Unterglöckchen
Schützt vor Scham und Kälte ihr.

Aber jetzt, da tönt es: »Halte«!
Und ein scharfer Säbel blunk.
Aufgeschlitzt mit einer Spalte
Floh sich brüllend der Hallunk.

Dies that Nischke, der trotz allen
Rieken heimlich nachgeschleicht,
Die sich unter Dankeslallen
Jetzt um seinen Hals verzweigt. –

O, ihr Mädchens, laßt euch rathen,
Ehrt und liebet den Soldat,
Weil er sonst vor seine Thaten
Nicht viel zu verzehren hat!

Wilhelm Busch

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