Feuerwehr

Das Thema “Helfersyndrom” und die Technik der roten Autos mit dem blauem Licht und Signalhorn faszinierten mich schon in der Kindheit. Dennoch mußte ich bis zum Jahr 1973 warten, um in die Jugendfeuerwehr, der damals noch eigenständigen Gemeinde Dirmingen, eintreten zu können. In der ersten praktischen Übung gab es von den anderen Jugendfeuerwehrkameraden erst mal das sogenannte “Schinkenklopfen” als Ritual. Danach gehörte man dazu. So was wäre heute undenkbar und würde vermutlich Konsequenzen für den Jugendwart haben. Der bekam das aber damals nicht mit. Das “Schinkenklopfen” war auch keine schmerzliche Erfahrung, sondern gehörte dazu. Es führte letztendlich zu einem besseren Selbstwertgefühl und einer Gemeinschaftsbindung. Wenn Du den Link “Schinkenklopfen” anklickst kannst Du über den Ursprung des einstigen Spieles nachlesen.

Ich erinnere mich noch gut daran, als ich mich aus meinem Zimmer im Obergeschoß hangelte, damit ich in meine Jugendwehrübung gehen konnte. Grund dafür war eine Ausgangssperre, verhängt durch meine Eltern. Die hatte damals vermutlich wohl ihren Grund, denn wir stellten als Kinder und Heranwachsende schon öfters mal was an. Den Hausarrest ertrug ich aber problemlos. Das Problem war aber, daß ich auch nicht in die Feuerwehr gehen durfte. Ich teilte dann Samstagmorgens meinen Eltern mit, daß ich auf jeden Fall in die Jugendwehrübung gehen würde. Diese verneinten es wiederholt. Ich zog mich dann auf mein Zimmer zurück und als es Zeit war zur Übung zu gehen, hangelte ich mich an einem langen Strick, den ich über Tag aus dem Keller organisiert habe, einfach aus dem Fenster und ging in meine Jugendwehrübung. Als ich nach Hause kam, war natürlich schon aufgefallen, daß ich abgehauen war. Ich kam ja auch nur wieder über die Haustür in das Haus. Haustüren waren damals nur Nachts abgeschlossen. Vater Walter sagte aber nichts zu mir und am nächsten Morgen wurde sogar der Hausarrest aufgehoben.

1978 wurde ich dann aktiver Feuerwehrmann und der Ernst des Feuerwehrlebens begann. Man lernte das Handwerk der Feuerwehr in der Praxis. Meistens bei Brandeinsätzen, denn Technische Hilfe Einsätze gab es weniger. Regelmäßige Übungsbesuche mußten natürlich auch sein. Dreimal unentschuldigt hintereinander in der Übung fehlen und es hatte sich mit dem Hobby Feuerwehr. Dann wurde man “rausgeschmissen”. Über die Jahre hinweg erlebte ich fast alle Höhen und Tiefen des Feuerwehrlebens. Ich sah Leute kommen, ich sah Leute gehen. Manchen Kameraden haben wir beerdigt. Die Diskussionskultur im Vorstand und bei Versammlungen war öfters rauh und ging auch schon mal in den familiären Bereich. Es gab Leute, die haben die Uniform hingeschmissen und am nächsten Tag wieder aufgenommen. Es war nicht wie heute “Ringelpietz mit Anfassen“, sondern eher eine etwas härtere Gangart, in der man lernte sich zu behaupten. Allerdings gab es auch viel Zusammenhalt und Gemeinschaft und es wurden schöne Feste gefeiert. Alles hatte seine Zeit.

Ich war ausgebildeter Atemschutzgeräteträger und gehörte zur Königsdisziplin der Feuerwehr. Zu der Zeit war es das höchste Bestreben Atemschutzgeräteträger zu sein und ich hätte es mir nie vorstellen können, dies nicht zu tun. Dazu gehörten aber auch wieder zusätzliche Übungs- und Ausbildungseinheiten. Mit 48 Jahren hörte ich mit Atemschutz auf und wendete mich mehr der Ausbildung und den Führungsaufgaben zu. Es erschreckt mich in der heutigen Zeit etwas, daß eine größere Zahl junger Menschen bei der Feuerwehr keinen Atemschutz mehr machen kann, oder will. Die Ausbildung in der Feuerwehr ist natürlich heute intensiver und anspruchsvoller und der Zeitaufwand bis man “richtiger” Feuerwehrmann ist, hoch.

Am 01. Februar 2023 war ich 50 Jahre in der Feuerwehr in Dirmingen und wurde dafür geehrt. Ehrungen und Beförderungen waren für mich nie so das Wichtigste. Was mir allerdings heute noch wichtig ist, ist die Tatsache, daß man nach jedem Lehrgang mehr Wissen hat und dies vermitteln und anwenden kann. Als Ausbildungsverantwortlicher im Löschbezirk Dirmingen macht es mir Freude junge Menschen und auch Seiteneinsteiger auszubilden. Dies geschieht im ersten Stepp in der Truppmann- und Truppführerausbildung auf Gemeindeebene. Aber auch die Maschinistenausbildung ist anspruchsvoll und verlangt einiges vom Ausbilder ab.

Die aktive Zeit endet mit dem Alter von 67 Jahren. So lange dürfen Feuerwehrleute am aktiven Einsatz- und Übungsdienst teilnehmen, vorausgesetzt man bleibt gesundheitlich tauglich. Danach gibt es dennoch Aufgaben, die man übernehmen kann und darf. Also, ein paar Jahre werde ich noch geschwind aufstehen und zum Einsatz fahren, wenn der Funkmelder geht und Menschen, Tiere oder Sachwerte zu schützen oder zu retten sind. Das ist meine Intension, mein Anteil am funktionieren der Gesellschaft. Ehrenamt ist wichtig und ohne Ehrenamt, egal in welcher Art oder welchem Bereich, wird die Gesellschaft nicht funktionieren. Jeder Deutsche hat in meinen Augen die Pflicht sich ehrenamtlich für das Gemeinwohl ein zu setzen. Ich lebe ein #Feuerwehrleben bei der Feuerwehr Eppelborn im Löschbezirk Dirmingen:

Einer für alle, Alle für Einen.

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